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Die Rhetorik der Macht

In ihrem 25ten Bestehensjahr geben sich die holländischen Death-Metaller von Pestilence kämpferisch. Ihr zweites Album nach der Reunion ist der sprichwörtliche Schlag ins Gesicht all derer, die meinen, Ihre Macht missbrauchen zu können, allen voran die katholische Kirche: „Die Idee war für uns offensichtlich. Ich meine, die katholische Kirche war in der letzten Zeit mit einem Skandal nach dem anderen in der Presse – das war so plakativ, dass wir uns für dieses Themas stellvertretend angenommen haben“, erzählt Patrick Mameli, Sänger und Kopf der Band. „Die Kritik auf dem Album ist aber weit größer zu lesen, wie man der Mehrdeutigkeit selbst des Covers entnehmen kann. Das Podium von dem die Doktrin vermittelt wird, wirkt ja wie ein Pult bei Pressemitteilungen von großen Firmen oder wie bei Reden von Politikern. Alle, die Macht habe und die Menschen manipulieren wollen sind damit gemeint.“ Mameli ist davon überzeugt, dass es die Aufgabe von Musik sei, sich einzumischen und die Leute aufzuklären, Kritik auszusprechen. Und im Death Metal sei dies eben besonders deutlich an religiösen Themen zu zeigen, so dass Doctrine voller böser Seitenhiebe auf Rom steckt und sich voll und ganz in den Klischees des Genres sonnt. Nur eines hat Mameli dabei vergessen. Als Musiker predigt er ja schließlich auch: „Stimmt, wir predigen Pestilence, die Botschaft des Deathmetal!“ Und das seit einem Vierteljahrhundert.

Ursprünglich erschienen in Piranha 05/2011 und bei Piranha.tv